Die Schnitt Preise 2024 wurden vergeben
Nach vier intensiven Festivaltagen endete am Montag, den 14. Oktober 2024, unsere 24. Ausgabe mit dem Höhepunkt: die Vergabe der Schnitt Preise. Wir freuen uns, Euch die glücklichen Gewinner*innen zu verkünden und gratulieren von Herzen.
Den mit 7.500 Euro dotierten Filmstiftung NRW Schnitt Preis Spielfilm erhalten Serhad Mutlu und Jörg Volkmar für die Montage von Im toten Winkel. Die Jury – bestehend aus Sabine Gruber, Alex Hasskerl,
Stefan Kälin, Julia Keller und Sabrina Schneider – begründete ihre Entscheidung wie folgt: "Es ist nicht leicht, Montage zu beurteilen. Die Arbeit ist komplex und hängt von vielen Faktoren ab: Material, Vision der Regie, Produktionsbedingungen – und natürlich der Zeit, die zur Verfügung steht. Es gelingt der Montageleistung, die wir heute auszeichnen, durch die Platzierung zweier Bilder ein drittes zu erschaffen, ein Nachbild, das dem Betrachter im Gedächtnis bleibt. Der Film spielt mit Ellipsen, mit Zeit und Raum, überrascht immer wieder aufs Neue und fordert das Publikum auf, die einzelnen Fragmente zu einem Gesamtbild zusammen zu setzen. Der Film taucht nicht nur tief in das Thema Trauma ein, sondern spiegelt dieses Thema in seiner Gestaltungsform wieder: Multiperspektivisch und zeitlich verschachtelt. Es ist eine dramatische Erzählung, die mit dem Blick von Außen beginnt, und mit dem Drama, dass sie im Inneren erzeugt, endet. Die beiden Editoren haben ein komplexes Muster aus verschiedenen Wahrnehmungen geschaffen, und wir als Zuschauer*innen werden Teil der Überwachung und der damit verbundenen Paranoia."
Der gleichwertig dotierte Bild-Kunst Schnitt Preis Dokumentarfilm geht an Ulf Albert für die Montage des Films Vergiss Meyn Nicht. Die Jury – bestehend aus Carina Mergens, Marcel Odenbach, Flora Pop, Markus Schott und Dominic Spitaler begründet ihre Auswahl wie folgt: "Wir würdigen einen Editor, der in einem außergewöhnlichen Maß Perspektiventscheidungen zu treffen hatte. Der uns auf eine besonders immersive Art in ein uns fremdes Milieu eintauchen lässt. Der in der vortrefflichen Kenntnis seines Handwerks demonstriert, wie man Spannungsbögen perfekt ausbalanciert und phasenweise in schwindelerregende Höhen treibt. Der dramatisch erzählen kann ohne dabei unkritisch oder pathetisch zu werden. Er meisterte die Herausforderung dem filmischen Vermächtnis eines jungen Mannes aus unserer Sicht mehr als gerecht zu werden. Der Bild-Kunst Schnitt Preis Dokumentarfilm geht an Ulf Albert für die Montage von Vergiss Meyn Nicht."
Leila Fatima Keita © Juliane Guder/ Edimotion 2024Die Jurys des Bild-Kunst Schnitt Preis Dokumentarfilm und des Filmstiftung NRW Schnitt Preis Spielfilm entschieden gemeinsam über die Vergabe des mit 2.500 Euro dotierten The Edit Space Förderpreis Schnitt, ermöglicht durch The Edit Space und das Land NRW. Sie zeichneten die Montageleistung von Leila Fatima Keita für den Schnitt des Kurzfilms The Silence of 600 Million Results mit folgenden Worten aus: "Wie einen Film machen, der keine Identifikationsfigur hat? Aber mit dem sich trotzdem sehr viele Menschen identifizieren können. Ein verspielter Film voller Humor, in dem so viel Komplexität steckt. Nicht moralisch, sondern persönlich. Ganz nach dem Motto: das Private ist politisch. Das Erschlagenwerden von Einflüssen, die Überforderung des Moments, die Gleichzeitigkeit unserer modernen Welt wird in den verschiedenen Handlungssträngen miteinander verwoben. Eine universelle Geschichte, über eine Welt von Computern und Handybildschirmen. Die Editorin beweist ihr erzählerisches Talent in einem entschiedenen und mutigen Schnitt. Kein Moment wird zu lange gehalten, ein toller Rhythmus, mit einem stimmigen Ende."
Den diesjährigen Ehrenpreis Schnitt erhielt Gabriele Voss. Am Abend der Preisverleihung würdigte Editorin Anne Fabini unsere Ehrenpreisträgerin mit einer Laudatio.
die Junge Jury © Juliane Guder/ Edimotion 2024Erstmals in diesem Jahr entschied die Junge Jury über die Vergabe von zwei weiteren Auszeichnungen für die Montage an einem Spiel- und einem Dokumentarfilm. In der Sektion Spielfilm zeichneten sie die Montageleistung von Serhad Mutlu und Jörg Volkmar für den Schnitt des Spielfilms Im toten Winkel aus: "Mitreißend, bewegend, herausfordernd. Diese Montage leitet uns unbemerkt durch das Geschehen und beeinflusst unsere Emotionen und doch sticht sie zu den richtigen Momenten als treibende Kraft der Geschichte heraus. Das Publikum arbeitet mit dem Film zusammen. Die Montage erzeugt ein Wechselspiel zwischen dem, was man weiß und dem, was der Film vorenthält. Die Präzise Zusammensetzung der szenischen Fragmente lässt die Spannung zu keiner Zeit abflachen und regt zum rätseln an. So fügen sich die Handlungsstränge wie Puzzleteile zu einem Gesamtbild zusammen. Deshalb geht der Preis der ersten jungen Festivaljury von Edimotion in der Kategorie Spielfilm an Jörg Volkmar und Serhad Mutlu mit „Im Toten Winkel“."
In der Sektion Dokumentarfilm geht der Preis an Ruth Schläpfer und Lisa Gerig für die Montage an Die Anhörung. Ihre Entscheidung begründet die Jury wie folgt: "Wir, als erste junge Jury von Edimotion, zeichnen die Editorinnen des Films "Die Anhörung" aus. Dieses gelungene Filmexperiment gibt Asylbewerber*innen die Macht über ihre Geschichte wieder zurück und behandelt diese respektvoll. Es werden klare Machtstrukturen zwischen Asylbewerber*innen und dem System offengelegt, welche durch - vom Schnitt beeindruckend platzierte - Wendepunkte aufgehoben werden. Die Montage zwingt die Zuschauer*innen unangenehme Situationen auszuhalten und es wird eine Atmosphäre kreiert, die der Thematik gerecht wird. So zeigt der Schnitt, dass mit wenigen Mitteln ein großes Thema behandelt werden kann."